18.08.2014
Am Mittwoch, 13.08.2014,
gebe ich mein schriftliches Einverständnis zu
den «Zwangsmassnahmen», das
heisst, dass das Klemm-Tischchen am Rollstuhl befestigt wird, um einen Sturz
aus dem Rollstuhl zu verhindern, und für das
Bettgitter, um einem Sturz aus dem Bett vorzubeugen. Auf dem entsprechenden
Formular bringe ich deutlich beim Klemm-Tischchen den Vorbehalt an, dass ich
nicht mehr will, dass Mutter stundenlang allein im Rollstuhl sitzen gelassen
werde.
Diesen Vorbehalt erläutere ich persönlich gegenüber der
Stationsleiterin wie gegenüber der Heimleiterin.
Weil die Stationsleiterin
eine komplett andere Auffassung über die Rollstuhl-Mobilisation hat, schreibe ich am Freitag, 15.8.2014, eine Mail an die
Heimleiterin und frage sie, ob sie dereinst so sterben möchte.
Am Montag, 18.8.2014,
vormittags, erhalte ich die Mailantwort der Heimleiterin, die mir in allen
Punkten recht gibt. Und mich zudem fragt, ob ich mit subkutanen Morphium-Abgaben
einverstanden wäre. Als Erklärung fügt sie
an, dass das Reserve-Morphium über das Wochenende nicht gereicht habe.
Bei mir taucht die Frage
auf: War ein Vorfall am Wochen-Ende?
Am Bett stelle ich dann fest:
1. Auf der Liste «Mobilisation Rollstuhl» steht,
dass Mutter am 16.8.14 (Samstag), von 11:30 – 12:15
Uhr im Rollstuhl war.
2. Im Lagerungsplan dagegen ist für den 16.8.14 mit einer Fussnote vermerkt, dass
Mutter bis 15 Uhr im Rollstuhl sass…! —
Aha, darum also die akute
Verschlimmerung...!
Bedenkt man, dass I. als
Folge des Morbus Parkinson keine Muskeln mehr hat, am ganzen Körper total verkrampft, weitgehend versteift, halbseitig gelähmt und bis auf die Knochen abgemagert ist, sie
ihr Gewicht also mit dem blossen Skelett aufrecht halten muss, dann ist dieses
lange Sitzenmüssen nichts anderes als
Folter!
Von den Pflegenden höre ich,
dass Mutter jeweils böse reagiere, wenn man sie ins Bett legen wolle.
Darum lässt
man sie zeitweise sitzen, bis sie selber nicht mehr kann.
Zugegeben, meine Mutter ist
nach wie vor eine starke Persönlichkeit, mit einem harten Kopf und klaren
Vorstellungen, ihrem eigenen Willen, den sie selbstbestimmt umgesetzt haben will.
Zugegeben, die Pflege wie
die Betreuung meiner Mutter sind zuweilen eine grosse Herausforderung für alle
Beteiligten.
Trotzdem: Weil sie im
Augenblick noch nicht ins Bett zurück möchte, sie dann einfach bis zum Zusammenbruch
bzw. Schichtwechsel sitzen zu lassen, diese Haltung, so finde ich, gehört nicht
in ein Pflegeheim.